19. Januar 2009

zerstörung entlang des vektors

die mayas zum beispiel, die haben ja einen berühmten kalender, in runder form, sie stellten sich die zeit in kreisen vor, in zyklen. sowohl die lebenszeit von geburt bis tod der dann verwandlung bedeutet wenn es rund weitergeht als auch die gesellschaftliche zeit. ganz besonders spannend ist die daraus resultierende vorstellung dass es nichts bringt materielle güter anzuhäufen. alle 52 jahre (diese zahl hat eine spezielle bedeutung im kalender) werden deswegen alle materiellen güter im rahmen eines großen festes zerstört! die maya glaubten nämlich dass es nicht gut wäre wenn einige menschen zuviel reichtum anhäuften während andere immer ärmer wurden. nach 52 jahren ist ein punkt erreicht an dem diese gesellschaftliche ungleichheit unerträglich wird.
ich finde das wahnsinn!!!! so weise menschen!!!!
und das alles auf grundlage von zyklischer zeit, weil in einem konzept wo die zeit rund fließt macht es keinen sinn für die zukunft geld anzuhäufen. genial.
es gibt auch beispiele in uganda von neuer landverteilung nach ablauf einer festgelegten zeit.
interessant auch dass früher im christlichen gemeinden jedes 7. jubiläumsjahr die schulden erlassen wurden u die zinsen bis im 16. jahrhundert verboten waren!!!!!

nur jetzt sind wir soweit dass wir durch von der moderne abhänging geworden sind von den schönen zukunftsgedanken, die uns sagen dass wir geld u studium u sicherheit u glück u jedenfalls von allem mehr brauchen als wir jetzt momentan haben. so ist es uns egal dass die besitzverhältnisse so ungleich sind, hunger, ausbeutung, strukturanpassung richtung immer modernerer zukunft die am vektor vor uns liegt steht an erster stelle. erzwungene strukturanpassung u systemeingliederung für alle. denn alle wollen modern sein. alles was nicht modern ist ist ja schließlich alt u liegt sowieso schon links hinter uns. zb unsere tamilischen austauschgäste denen gar nicht bewusst ist dass sie aus höflichkeit ihr handy ausschalten könnten weil es könnte ja jemand aus indien anrufen, genauso wie die leute in el salvador mit dem fernseher in den wellblechdachhütten. es geht quasi nicht, in der moderne nicht mitzumachen. alles wird modern verflochten, vernetzt, global gesehen.

so gesehen ist global gar nicht rund. sondern bewegt in eine richtung u ein vektor hat ja schließlich die eigenschaft der endlichkeit. das einzige was sicher ist im vektoralen zeitverständnis u bei aller vorhersagbarkeit der zukunft u der finanzmärkte ist dass alles zu einem ende kommt. tödliche vektoriale zeit.
warum nicht wieder rund transformativ momentbezogen?
wir können aus einem system nur ausbrechen wenn wir es nicht wahrnehmen, sagt wolfgang, dann ist es leicht, nicht im system zu sein, weil wir es nicht sehen. also aus meiner perspektive kann ich das nicht, bei soviel systemwahrnehmung...u will ich auch nicht im übrigen.

gut dann zurück in den moment vom computer vom gedankenspinnen zum packen zum schlafen u morgen hinaus in die berge. gut zu wissen dass all diese verrückten dinge möglich sind. dass alles gestaltbar ist u ich jeden moment was verändern kann ganz egal ob lineare oder kreisförmige welt-zeit-wahrnehmung. nur eben in der kreisförmigen hab ich hier u jetzt mehr davon...besonders von den verrückten dingen deren zukunftswirkungen nicht wirklich vorhersehbar erscheinen. vielleicht genügt ja das ver-rücken der zeitwahrnehmung dahingehend den moment gewichtiger zu betrachten beziehungsweise radikaler ausgedrückt als das einzig wirklich wirkliche zu betrachten um verrückt zu sein. von einem geradlinigen welt-zeit-verständnis weg ver-rückt. ich werds versuchen...

idealistische zeit

angekommen beim idealismus will ich kurz festhalten dass dieser ein zeitverständnis voraussetzt das sich entlang eines vektors bewegt. die gegenwart ist nicht so gut wie ich mir die ideale zukunft vorstelle. fix. dann leb ich aber nicht in der gegenwart sondern vergleiche sie mit idealeren zukünftigen situationen das nennt sich idealismus.

wir hier in diesem friedensprogramm u all die transrationalen ansätze kritisieren vektor-bewegliche zeit, weil sie dadurch eingeschränkt ist, und nicht nur die zeit sondern vor allem wir, die wir dann gezwungen sind ständig gestern zu planen oder gestern heute zu hinterfragen, um für morgen alles besser zu machen, um irgendwann in frieden sein zu können. so ist frieden aber nicht jetzt sondern irgendwann am vektor richtung rechts. das bedeutet: wir leben nicht (friedlich) in der gegenwart. nachdem die moderne - und wir sind ja in der moderne u das wohl noch lange auch wenn wir versuchen sie postmodern anzuzweifeln - die zeit als vektor definiert u ständig altes alt aussehen lässt was bedeutet unerträglich u außerdem außerhalb des systems das sich durch das neue definiert und auf das neue in der zukunft zugeht ist die gegenwart ein minipunkt auf dem vektor, schwer wahrnehmbar, quasi nicht existent.
deswegen: modernes denken aufbrechen, uns nicht von zeitlinien einengen lassen, die intuitiven ideen liegen einfach: hier und jetzt. (das bedeutet natürlich auch ich muss nicht aus zukunftsgerichteten vernunftgründen jetzt schlafen gehen sondern schreibe momentvertieft weiter...)

18. Januar 2009

modern

wenn es nicht die moderne gäbe gäbe es auch keine tradition. die tradition existiert somit nur durch die definition des modernen, des neuen. wenn wir hier und jetzt etwas tun das nicht modern ist aber das wir einfach jetzt tun zb musik machen, ist das vernakulär. neues wort.

so haben wir in den letzten tagen die moderne diskutiert, die zu diskutieren im rahmen von peacestudies ein gewisser widerspruch ist da peace studies per definition eine postmoderne disziplin sind. peace studies gibts seit 1958, peace studies sagen no thanks zu nuklearwaffen (daher kommt auch das so oft verwendete peace symbol!) peace studies sind eine disziplin, die die waffen strukturen u grundgedanken der moderne hinterfragt.

moderne kann sich definieren aus einem gemisch der descartschen, hobbsschen u newtonsschen (uiui so schene -schen wörter..) gedankenverbindungen, nämlich aus vernunft, nationalstaat u messbarkeit der welt. so hat das jedenfalls der postmoderne philosoph lyotard definiert. dann kommen dann noch kant u locke dazu dann sprechen wir von idealismus. jedoch bevor ich idealismus diskutiere entidealisiere erwähne ich noch wallersteins modernitätsverständnis, das moderne mit kapitalismus gleichsetzt.

nomadisches wochenende, das xte

vom tanzen zum trinken zum schlafen, eine stunde, vom zimmer zum zug im dunkeln im zug dann schlafen im zug im nebel, vom zug in der sonne zum büro zum diskutieren, zum kreativtreffenleiten vom team, über den kaffee, im prozess zum ergebnis. vom büro zum lokal zum schlüsselabholen in die wohnung zu den bunten wänden mit den gedichten. von der wohnung zum büro zum arbeiten vom sommerakademieplanen zum zug im zug zum schreiben zum musikhören. wieder vom zug zum bus zum weg zum grillhof zum packen.
gepackt & müde, oh wie liebe ich packen u reisen...
u morgen gehts in die army. vom grillhof in der früh zur bundesheerausrüstung. im neuen gewand in die berge und dann bin ich weg für eine woche off-line. nur gruppe u schnee u soldaten u trickreiche situationen, gespielte hierarchien, geländewagen, blauhelme, un-missionen in tirol-planspiele. wie schön. (für eine woche...)

sommerakademie

...während ich hier noch winterlich studiere kündigen sich sommerprojekte im voraus an. am wochenende war ich in wien beim attac-sommerakademie (kurz: soak) vorbereitungstreffen...wir waren sooo produktiv!! wer hätte das gedacht. die soak findet von 15.-19. juli in mödling statt u will räume schaffen zur systemischen diskussion der finanz-wirtschafts-energie-ernährnungs-krise....u vor allem für die alternativen....soweit eine kurze veranstaltungsankündigung...herzliche einladung!

15. Januar 2009

gemustert

oft erscheint eine situation die gleiche wie schon erlebt. w-i-e-d-e-r-h-o-l-u-n-g. wieder im gleichen saft, in der gleichen beziehung, streifen, punkte, dasselbe wie vor einem halben jahr vor drei jahren vor fünf jahren…
was ist zu tun:
erstens das muster als solches erkennen
zweitens die perspektive erweitern für neue optionen
drittens die erinnerungen und das erlebte mit alternativen verknüpfen, z.b. in einer theatersituation durchspielen

es gibt immer eine alternative
(frei nach wolfgang dietrich und jakob levy moreno)

gruppen-dynamisch systemisches

ich bin verantwortlich jeden moment, jede u jeder in jeder gruppe ist verantwortlich für das womit sie/er sich grade beschäftigt, für das zusammenspiel innerhalb der gruppe u auch für die thematische lernerfahrung, das thema das zu bearbeiten ist. weiters zu berücksichtigen sind einflüsse von außen, raum, zeitrahmen, umfeld.

die prinzipien zu diesem gruppendynamischen modell tzi von ruth cohn heißen: fühl dich jeden moment als moderatorIn (be your own chairperson) und störungen haben vorrang.

weitere systemisch elizitive humanpsychologische modellbeschreibungen folgen in den folgenden tagen.

así es la vida

und ich? ich suche nach sprache nach schreibgelegenheiten, mein feedback drehte sich 45 minuten lang um meine vielen ideen, die langen sätze und meinen schreibstil der von meinem denken in deutscher sprache herrührt. mein paper schon fast zu persönlich, hab ich das so geschrieben, im peace studie taumel, dabei würde es darum gehen zu fokussieren auf das was mich wirklich interessiert zu schreiben für meine thesis, auf sprache u aktivismus. Ich hab es als prozess gesehen, elicitiv eben. Beziehungshaft. Das ist es doch schließlich was ich hier lerne. Zu viele ideen zu wenig fokussiert, beziehungsorientiert, bin keine die was weiß u was durchzieht sondern es ergibt sich im moment, windgeflüstert intuitiv und oft durch andere menschen. wenn ich es weiß dann ist es klar aber dieses thema das entsteht langsam und schon die letzten jahre denke ich ich will was mit sprache machen...wird schon werden mein giraffenpostprojekt…das schreiben das schon durch schreiben etwas verändert und woraus aktivistisches entstehen kann in thematischer hinsicht oder in schriftlicher…ich versuch mir was mitzunehmen vom feedback, definitiv war es eine bestätigung dass das projekt machbar ist…

lesezeit

so viel zu lesen, auch dieses semester geben wir uns gegenseitig feedback auf unsere arbeiten. noah erfindet seinen eigenen friedenslehrgang für jugendliche, wofür er neben buddhistischen grundgedanken konzepte von ken wilber verwendet. muhiba schreibt über wasserkonflikte in zentralasien, leisl, die eigentlich liesl heißt sucht ihr masterarbeitsthema zwischen religiöser gemeinschaft, gerechtigkeit und frieden. Für morgen ein gender paper von melissa. Natalia verknüpft musik von der kolumbianischen pazifikküste mit einem konzept für widerstand. Widerstand kann heißen der einsatz für vielfalt in einem regime, das homogenisieren will, das zb nicht alle volksgruppen anerkennt. Widerstand entsteht oft heraus aus wut aus gegensatz. Natalias konzept von widerstand kommt aus liebe und vertrauen. Musik als widerstand ist eine sache der ich als sambaspielerin viel abgewinnen kann..

4 schnäbel, peace & sex

zwischendurch reflektieren wir über den zusammenhang von peace und sex. wolfgang bringt das thema dann und wann und im prinzip ziemlich oft ein in beispielen, das energetische friedensverständnis baut geradezu darauf auf (nämlich auf die vereinigung von dualitäten wie es zb männlich und weiblich sind…) aber auch bei den transrationalen ansätzen scheint er dafür in diesem semester eine gute ansprechpartnerin gefunden zu haben…passend bei einer diskussion zum ohren & mündermodell von schulz von thun (der ein schüler besagter kalifornischer humanpsychologInnen war), bei dem beispiel „95% der todesfälle von zivilen friedensarbeiterInnen passieren bei evakuierungen“ und der frage was wolfgang bei dem satz über sich selbst aussagt antwortete unsere kurdische mitstudierende meral„you are a man…because you are talking about sex all the time...“ später gings weiter mit stichworten wie „mindfucking“ womit soviel gemeint war wie hirnwixen, vielleicht ein wort das versucht zuviel denken zu ent-rationalisieren. abends fragten wir uns ob meral statt 95% …sterben bei nicht "evakuation" sondern "ejakulation" verstanden hatte...

:-)...eine kleine klassenzimmeranekdote die uns wohl noch durchs semester begleiten wird…

elizitiv statt preskriptiv

analyse-diagnose-prognose-therapie, das hat galtung gesagt, berühmter friedenswissenschafter, auch dass mit der konflikttransformation mehr optionen sichtbar werden als bevor.

preskriptiv, weil eine expertin in einen konflikt hineingeht, eine diagnose stellt und sich eine therapie überlegt. mit allem respekt, kreativität und empathie. stark verkürzt…galtungs transzend methode ist natürlich ausgeklügelt und es gibt interventionsvorschläge je nach konfliktphase.

dennoch ist galtung in diesem programm wenig populär, es geht nicht um preskriptives sondern um elizitives konflikt-transformieren. Elizitiv ist ein kunstwort und kommt von „to elicit“ was so viel bedeutet wie „etwas herausziehen“. Elizitive methoden arbeiten mit konflikten und versuchen aus ihnen neue perspektiven herauszuholen. Grundsätzlich geht es um systeme. Es geht darum dass niemand neutral von außen diagnosen stellen kann, die situation ändert sich mit jeder person und akteurin die an der konflikttransformation mitwerkt. und wie sich die person ändert so ändert sich auch das system in dem sie agiert.

diese elizitive methode wurzelt in der humanistischen psychologie entwickelt erdacht in kalifornien ab 1960, jakob levy moreno, virginia satir, ruth kohn sind einige der vertreterInnen deren konzepte wir in diesen tagen besprechen.

7. Januar 2009

here & now

liebe alle, es hat wieder begonnen, mein drittes peace study semester, in langen kurzen momenten, also sie erscheinen lang weil soviel passiert, neue gruppe, neue lieder, gleich eine party am ersten tag, soviel zu reden. superguter einführungsvortrag von wolfgang in die philosophie des programms, über friedensfamilien und darüber warum galtungs moderne methoden längst durch postmoderne hinterfragt u transrationale ersetzt werden können.

wow. so ein guter einstieg, morgen mit mexikanischen liedern, tequila, schnee, ah ja da war ja noch der interessante vortrag :-) aber auch dieser ent-spannend. fühl ich wie im wohlverdienten urlaub in den bergen. alles perfekt soweit, wills genießen, ist wirklich ein privileg in so einer diversen gruppe unter den besten bedingungen hier das studieren zu können was ich voll interessiert, friedensforschung!!

heute in der diskussion ist es viel um verantwortung gegangen und warum verantwortung nicht schuld bedeutet, und die gruppe hat gleich ihre insider wörter u phrasen, schon nach einem tag!!! ja schön...
ich weiß nicht ob die uhrzeit auf meinem computer stimmt, diejenige auf den uhren der anderen die noch die londoner, die mexikanische, kirgisische, koreanische, ...zeit anzeigen...que hora son mi corazon? jedenfalls denk ich ists zeit zu schlafen...